WILLKOMMEN BEIM Pisatest

Während  die  Baumeister  von  Pisa zwölf  Jahre  und  drei  Stockwerke gebraucht haben, um festzustellen, dass man Türme besser auf festem Untergrund bauen sollte, erfassen Kleinkinder diese Tatsache meist spielend innerhalb von wenigen Versuchen. Doch ehe sie sich zu solch klugen Bauherren entwickeln, tun sie sich zunächst noch als  freudige  Turm-Zerstörer  hervor.  Dies  ist keine  Ungezogenheit,  sondern  sinnliches  Er-fahren  von  Ursache  und  Wirkung sowie  den eigenen Kräften:                                                                                                                  Wenn ich meinen Arm gegen den  Klötzchenstapel  schwenke,  fällt  alles  auf den Boden, macht einen tollen Lärm und verstreut sich überall. Großes Einjährigen-Kino!
Lernen mit viel Lust
Die Fähigkeit und der Wunsch, selbst so einen Turm  aufzustapeln,  setzt  erst  nach  dieser
Erfahrung, irgendwann im zweiten Lebensjahr ein – zunächst mit zwei Klötzchen, dann mit
mehreren. Die zunehmende Menge und Viel-falt  des  Materials  steigert  auch  das  intuitive „Be-Greifen“  der  grundlegenden  physikalischen und statischen Gesetze:                                 Sitzt das obere Klötzchen zu nah an der Kante, kippt es runter. Stelle ich den Klotz auf die Ecke, fällt er um. Lege  ich  die  Rolle  ab,  kullert  sie  zur  Seite. Hinzu  kommen  Erkenntnisse  über  Material und räumliche Bedingungen – all dies speichert das  junge  Gehirn  lustvoll  ab,  wenn  das  Kind Zeit und Platz für ausgiebiges Bauen hat. Der Schweizer Kinderarzt Remo H. Largo hat den Kleinen dabei besonders genau auf die Finger-chen  geguckt  und  einige  Gesetzmäßigkeiten entdeckt: „Kein Kind baut Türme, wenn es sich nicht  vorher  mit  Behältern  und  deren  Inhalt beschäftigt hat, oder fügt Würfel zu einem Zug zusammen, ohne vorher Türme gebaut zu haben“, sagt er. Also: erst vertikal, dann horizontal und  schließlich  dreidimensional!  Wobei  stets das alte Kinderzimmergesetz gilt: Der Weg ist das Ziel!

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